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Mehr als ein Café
„Bekannt, beliebt und neu belebt“, so lautet das Motto des Café Lange in Kassel. In einem offenen Raum werden Kaffee-Spezialitäten genossen, Brötchen-to-go mitgenommen und – Burger und Pizzen verspeist. Das alteingesessene Café Lange ist mittlerweile nämlich mehr als ein Café. Seitdem der Gastronom Jürgen Rehermann und seine Partnerin Martina Böse das „Lange“ vor einem Jahr übernommen haben, führen sie es als Restaurant mit Café und integriertem Backshop. Die dafür notwendige Investition hat die Bürgschaftsbank Hessen (BB-H) möglich gemacht. Das Publikum ist seither bunt: Jugendliche, die schnell einen Snack mitnehmen, Geschäftsleute, die zum Lunch vorbeischauen, Senioren, die sich ihren Kaffee bestellen.
Das Café Lange besteht seit 1959, ist bekannt und zentral gelegen. Gute Voraussetzungen, aber: „Das Publikum war weit Ü-70“, sagt Rehermann. Seine Mission ist es, junge Menschen für das „Lange“ zu begeistern und gleichzeitig das Stammpublikum zu halten. Der 52-Jährige erklärt, warum es sinnvoll ist, einen Backshop in ein Restaurant einzubinden: „Herkömmliche Bäckereien werden von Supermärkten, die alle ebenfalls eine Back-Theke haben, ersetzt.“ In einem Restaurant mit integriertem Back-Shop sieht er ein nicht nur erfolgreiches, sondern auch praktisches Modell: „Für den Hamburger mit regionalen Produkten produzieren wir das Brötchen selbst.“ Auch der Pizzateig kommt aus der eigenen Backstube.
Die Gastronomie hat immer eine Rolle gespielt in Rehermanns Leben, schon seine Eltern waren in dieser Branche selbstständig. Ursprünglich als Postbeamter tätig, jobbte er nebenher bei den Eltern oder in der Gaststätte eines Freundes. Seit 1993 führte Rehermann erfolgreich die gastronomischen Einheiten und einen Kiosk im Klinikum in Kassel. Bis 2014. Das Klinikum eröffnete eine eigene Personalkantine und schrieb die weitere Gastronomie neu aus. Rehermann wurde letztendlich – trotz erfolgreicher Führung – der Mietvertrag bis zum Jahresende gekündigt. Zeit für eine neue Aufgabe: das Café Lange.
Für die Realisierung des Projekts war ein größerer Kreditrahmen fällig. Die BB-H übernahm eine Kreditausfallbürgschaft und sicherte somit den Kreditrahmen ab. „Durch die Bürgschaftsbank habe ich meinen Laden finanzieren können“, resümiert der Gastronom. In die Erneuerung des „Lange“ haben Rehermann und Martina Böse circa 550.000 Euro investiert. Sie haben das Objekt „kernsaniert und von unten neu aufgebaut“, wie Rehermann stolz berichtet.
Auf die BB-H ist Rehermann durch eine Empfehlung seines Sachbearbeiters bei der Raiffeisenbank eG Calden aufmerksam geworden. Die Bank hatte schon bei dem Erstobjekt, der Neuausschreibung der Gastronomie im Klinikum, die BB-H mit ins Boot geholt. Dass es damit nichts geworden ist und ein anderes Unternehmen den Zuschlag erhielt, macht im Rückblick nichts: Der Kontakt zur BB-H war hergestellt, Rehermann reichte sein Konzept für das Café Lange ein.
Auch anderen Unternehmern würde er die BB-H empfehlen, sagt er – „wenn man ein stimmiges Konzept hat, das plausibel ist. Dann hat man wirklich die Möglichkeit, es zu finanzieren.“ Die Finanzierung des Café Lange ist längst abgeschlossen. Seit einem Jahr ist es geöffnet. Der Plan, junge Menschen ins „Lange“ zu holen ist aufgegangen, 25-jährige sitzen neben 75-jährigen Gästen. 14 neue Stellen, vom Kellner über den Koch bis zur Backverkäuferin, hat Rehermann geschaffen. Was er sich für die Zukunft wünscht? „Dass der Laden läuft. Dass er gut besucht wird und darüber gesprochen wird.“ Es sieht alles danach aus.