F A L L B E I S P I E L
Regionalität im Topf
Ein starker Trend in der Nahrungsmittelproduktion geht hin zu regionalen Produkten. Ganz vorne mit dabei: die Edeka Südwest mit ihrer Marke „Unsere Heimat – echt & gut“, deren Produkte und Rohstoffe ausschließlich aus dem Südwesten stammen. Der gesamte Prozess, von der Herstellung über die Verarbeitung und Kontrolle bis hin zum Verkauf kommt den Unternehmen und Menschen in der Region zugute. Das entlastet nicht nur die Umwelt, es schafft auch Arbeitsplätze vor Ort.
Zum Beispiel in der Gärtnerei Taunusblick in Wiesbaden. Ursprünglich war der Betrieb von Klaus und Monika Mulke auf die Zucht von Zierpflanzen wie Hortensien oder Weihnachtssterne ausgerichtet. Seit 2007 gehören auch Topfkräuter zum Sortiment des Familienbetriebs, welche über den Gartenbau-Vermarkter Landgard vertrieben werden.
Als Edeka Südwest für ihr Label „Unsere Heimat – echt & gut“ nach einem regionalen Produzenten für Bio-Topfkräuter suchte, empfahl Landgard die Mulkes. Dies war die Stunde von Tochter Christine, der Ältesten der drei Kinder. Die gelernte Zierpflanzengärtnerin, die bereits im elterlichen Betrieb arbeitete, wagte nun mit gerade 23 Jahren den Schritt in die Selbstständigkeit. Sie gründete die Mulke Topfkräuter Unternehmergesellschaft (UG), denn die Produktion von biologischen und konventionellen Produkten in derselben Firma ist nicht erlaubt. Mit ihrer UG baut Christine Mulke nun das Segment Topfkräuterproduktion weiter aus und setzt die Vermarktung im Rahmen des BIO-Standards um. Die Marketinggesellschaft „Gutes aus Hessen“ zertifiziert ihre Produkte mit dem Bio-Siegel-Hessen, welches das staatliche Biosiegel mit dem regionale Herkunftssiegel kombiniert und einen hohen Qualitätsstandard garantiert.
Ungeahnt schwierig gestaltete sich die Finanzierung für den Ankauf der Saatgüter, die Betriebskosten während der Anlaufphase und die Anschaffung eines Lieferfahrzeuges, denn die Hausbank spielte nicht mit. Es war wiederum eine Empfehlung, die dem Familienbetrieb über diese Hürde half. Der Hessische Gärtnereiverband kannte das Konzept von Bürgschaft ohne Bank (BoB) und ermutigte Christine Mulke, bei der Bürgschaftsbank Hessen (BB-H) anzuklopfen.
In Wiesbaden fiel die Entscheidung nicht schwer, an Christine Mulke eine Bürgschaft zu vergeben, denn sie und ihr Umfeld überzeugen in erster Linie durch Tradition. Der Familienbetrieb ist nun in die fünfte Generation gegangen, Christine erhält von ihren Eltern, aber auch von ihrem Verlobten, der in der Landwirtschaft tätig ist, jede Hilfe, die sie braucht. „Es war eine sehr angenehme Zusammenarbeit mit der BB-H. Wir wurden stark unterstützt und gut beraten“, so das Fazit der Jungunternehmerin. Mit der Bürgschaft in der Tasche war der Kredit bald genehmigt und die ersten Bio-Topfkräuter konnten an Edeka ausgeliefert werden.
Wenn der Frühling kommt, soll das Sortiment erweitert werden. Neben den Basilikum- und Pertersilienpflänzchen aus dem Wintersortiment wird dann Zitronenmelisse, Thymian und Oregano, Sauerampfer, Kerbel und vieles mehr angepflanzt werden. Und wenn alles nach Plan läuft, werden Familie Mulke, die zwei Gesellen und die zwei Auszubildenden dann Unterstützung von ein bis zwei weiteren Mitarbeitern erhalten.