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Von frech bis streng bei Apfelgrün
Abwarten und Tee trinken gehört nicht zu den Stärken von Sabine Schmitt. Die diplomierte Ernährungswissenschaftlerin hatte jahrelang auf Führungsebene Auslandsprojekte im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung geleitet. Ein Umzug nach Frankfurt aus privaten Gründen nahm sie zum Anlass, Ihre Leidenschaft für schöne Stoffe und ausgefallene Schnitte zu Ihrem Beruf zu machen. Das Resultat ist die Gründung ihrer Boutique Apfelgrün, die im Februar dieses Jahres im Frankfurter Nordend ihre Türen öffnete und mit sehr unterschiedlichen Labels ein breites Spektrum an weiblicher Freizeit- und Büromode anbietet.
Kaum war die Entscheidung für Apfelgrün, eine Hommage an ihre Lieblingsfarbe, gefallen, begann die 47-Jährige wieder zu reisen: sie fuhr nach Paris und Cochem an der Mosel, an den Ammersee, nach Berlin, in die Schweiz und nach Hamburg, um die für sie interessanten Designerinnen und Designer persönlich kennenzulernen und die Kollektionen für ihre Boutique zusammenzustellen. Was sie suchte waren ausgefallene Stile und hochwertige Verarbeitung unter Beachtung der Nachhaltigkeit: wo kommen die Stoffe her, wo und wie werden sie verarbeitet. Sie suchte nach einer geeigneten Lokalität, besuchte Kurse der IHK und ließ sich vom Unternehmerverband des Hessischen Einzelhandels beraten.
Dort hörte sie auch zum ersten Mal von der Bürgschaftsbank Hessen (BB-H) und von deren unterschiedlichen Programmen zur Vergabe von Sicherheiten. Eines davon heißt BoB, Bürgschaft ohne Bank. Die Bänker der BB-H schauten sich das Vorhaben von Sabine Schmitt, ihre persönliche Eignung, die Lage des Ladens und die regionale Marktsituation im Bereich Damenoberbekleidung sehr genau an. Auf der Suche nach Alleinstellungsmerkmalen erfuhren sie, dass Sabine Schmitt über exklusive Verkaufsrechte für die von ihr angebotenen Labels im Raum Frankfurt verfügt und dass sich die Designer und Designerinnen den Prinzipien der Nachhaltigkeit verpflichtet haben. Hierzu gehören Aspekte wie kurze Lieferwege, Produktion in Europa und in einigen Fällen sogar Verarbeitung von Bio-Baumwolle. Sie selbst verpflichtet sich mit einem Schwerpunkt auf persönlichem Service ihren Kundinnen. Das Pünktchen auf dem i ist ein kleines Veranstaltungsprogramm, etwa Lesungen oder Weinproben, mit dem die Unternehmerin auch abends Kundinnen in ihr Geschäft lockt.
Die Bänker befanden das geplante Vorhaben für unbedingt förderungswürdig. Drei Monate nach Ausstellung der Bürgschaft hielt Schmitt eine Kreditzusage ihrer Hausbank in der Hand. Auf diese Weise ist das Frankfurter Nordend um eine Boutique mit weitgehend unbekannten Labels und mit einem kleinen, aber feinen Veranstaltungsprogramm bereichert worden.