F A L L B E I S P I E L
Von Schlaglöchern und Stolpersteinen
Eigentlich sind holprige Straßen sein täglich Brot. Denn Mario Franz arbeitete seit 10 Jahren bei der Brunett Straßen- und Tiefbau GmbH als Vorarbeiter, als die Eheleute Brunette ihm aus Altersgründen anboten, ihre Firma zu übernehmen. Franz schlug begeistert ein.
Doch bald schon bremsten den heute 33-Jährigen zwei Stolpersteine auf seinem Weg zum eigenen Unternehmen. Denn ihm fehlte die für die Übernahme notwendige Meisterprüfung. Zwar hatte er schon einen großen Teil der dafür notwendigen Module absolviert. Doch die wenigen, die ihm noch fehlten, entpuppten sich als zu aufwendig, um neben seiner Arbeit als werdendem Geschäftsführer nachgeholt zu werden. Nach einigem Hin und Her entschloss sich die Handwerkskammer zu einer pragmatischen Lösung und stellte Franz eine Ausnahmegenehmigung aus. Damit kann er nun erst einmal arbeiten.
Der zweite Stolperstein war, wie so häufig, finanzieller Natur. Die Mittel für den Erwerb der GmbH-Anteile, für die notwendigen Investitionen und für die Sicherstellung der Liquidität konnte Franz alleine nicht aufbringen. Daher bat er zunächst die Bürgschaftsbank Hessen (BB-H), die Möglichkeiten zur Vergabe einer Bürgschaft im Rahmen des Programms „Bürgschaft ohne Bank“ (BoB) zu prüfen.
Mit Hilfe von BoB konnte auch der zweite Stolperstein auf dem Weg zur Selbstständigkeit von Mario Franz beseitigt werden. Die Prüfung durch das Wiesbadener Institut ergab eine positive Bilanz: Franz kann durch seine Ausbildung als Straßenbaufacharbeiter und durch seine langjährige Mitarbeit im Betrieb, auch in leitender Position, alle notwendigen Fähigkeiten und Kenntnisse in die Waagschale werfen. Das Problem der fehlenden Meisterprüfung konnte die Handwerkskammer bis auf weiteres beheben. Und die wirtschaftliche Situation des Unternehmens ist stabil.
Die Brunett GmbH bezieht ihre Aufträge zu jeweils 40 Prozent von zwei großen Auftraggebern: für die Stadt Wiesbaden führt sie Ausbesserungen und Erneuerungen an Straßen und Gehwegen durch, im Auftrag der Telekom öffnet die Firma Straßen, um Kabel freizulegen und schließt sie nach getaner Arbeit durch die Telekom wieder. Diese beiden Kunden bescheren dem Unternehmen rund 80 Prozent der Aufträge. „Das ist nicht immer einfach, denn der Druck auf die Preise ist hoch, aber es gibt andererseits eine gewisse Sicherheit“ so Franz. Dennoch versucht er nun zunehmend, andere Kunden, auch aus dem privaten Bereich, hinzu zu gewinnen und das mit Erfolg. Dank seiner Entschlossenheit bei der letztlich erfolgreichen Übernahme konnte er zunächst sechs Arbeitsplätze sichern und sogar zwei zusätzliche schaffen. Und der Jungunternehmer ist zuversichtlich: „Wenn’ s so weiterläuft, werden es bestimmt noch mehr!“