F A L L B E I S P I E L
Auf die Toleranz kommt es an
Was der entscheidende Faktor für den Preis sei? Nicht das Material, nicht die Menge, sondern die Toleranz – also die Präzision, mit der Sascha Burg die Bauteile fertigt. Ob die mögliche Abweichung ein Zehntel oder ein Hundertstel Millimeter betragen darf, macht den Unterschied. Das Maximum seiner Maschine? Fünf Tausendstel Millimeter Toleranz, also auf 0,005 Millimeter genau. Seine Maschine, sie ist der ganze Stolz des Gründers der Burg Mechanics GmbH und wurde dank maßgeblicher Unterstützung der Bürgschaftsbank Hessen finanziert.
Es handelt sich dabei um eine CNC-Fräse des Schweizer Herstellers GF Machining Solutions mit fünf Achsen („Damit kann ich Kugeln fräsen“), kostet so viel wie ein Einfamilienhaus. Damit produziert er Bauteile, Ersatzteile, Einzelstücke für unterschiedlichste Anwendungen: Etwa ein Verschleißteil für große Maschinenbauer, Greifelemente für Flaschenhersteller oder einen Rahmen, mit dem eine wärmeisolierende Paste bei Windkraftanlagen aufgetragen wird – selbstverständlich millimetergenau. Im Grunde kommt Sascha Burg immer dort zum Einsatz, wo sehr spezielle Teile in kleiner Auflage und sehr hoher Präzision gebraucht werden.
Die Maschine nimmt einen Block aus Stahl, Aluminium oder Kunststoff auf und fräst alles weg, was nicht dazugehört – wie ein Bildhauer, der sein Werk aus einem Steinblock befreit. Damit bei den extremen Drehzahlen von bis zu 20.000 Umdrehungen pro Minute nichts brennt, fließt in der geschlossenen Kabine reichlich Wasser zur Kühlung. Ja, die Konkurrenz gerade aus Asien sei groß, erzählt der Gründer, doch sein Vorteil seien die extrem hohe Qualität und die Kürze der Lieferkette, seine Abnehmer kämen alle aus dem Umkreis von 150 Kilometern um Frankfurt – denn wenn solche Teile benötigt werden, ist Zeit Geld. Viel Geld.
Sascha Burg hat sein Gewerk von der Pike auf gelernt. Nach seiner Ausbildung als Feinwerkmechaniker absolvierte er berufsbegleitend die Meisterschule und stieg in seinem Lehrbetrieb schließlich bis zum Geschäftsführer auf. Der folgende Wechsel zu einem anderen Unternehmen der Branche stellte sich rasch als Fehler heraus, sodass Burg seinen Traum umsetzte und sein eigenes Unternehmen gründete. Die Inspiration, dazu auf eine solche Präzisions-Maschine zu setzen, hatte er bei einem großen Hersteller von Flugzeugtriebwerken gefunden, die mit solchen Geräten ihre Produkte schaffen. Faszination Technik, hier in maximaler Präzision, sorgt noch immer für strahlende Augen.
Doch dann kamen die Schwierigkeiten: Sascha Burg ging von Bank zu Bank, um seine Gründung zu finanzieren. Da ihm jedoch die notwendigen Sicherheiten fehlten, um den Kredit zu erhalten, wurde er mehrfach abgewiesen. Schließlich sprach er mit der Taunus-Sparkasse, die die Bürgschaftsbank Hessen ins Boot holte. Denn deren Aufgabe ist es ja gerade, fehlende Sicherheiten zu ersetzen, wenn das Vorhaben aussichtsreich erscheint. Und Burgs Pläne sahen in der Tat aussichtsreich aus. Dann, erzählt er, und die Erleichterung ist ihm auch ein Jahr danach noch anzusehen, sei alles endlich sehr schnell gegangen. Die Bürgschaftsbank besichert die Anschaffung der Maschine, ein Fahrzeug und eine Kontokorrentlinie zu 80 Prozent, den Rest übernahm die Hausbank – und schon konnte Sascha Burg Vollgas geben.
Heute beschäftigt er bereits den ersten festen Mitarbeiter, steht auch schon mal an Wochenenden in der Werkshalle, freut sich über die hohe Auslastung seiner Maschine und denkt über den nächsten Schritt nach: Entweder eine zweite Maschine oder einen Roboter. Der könnte die Maschine vollautomatisch bestücken, so dass rund um die Uhr produziert werden kann.
Burg Mechanics GmbH
Alt-Praunheim 5
60488 Frankfurt am Main
burg-mechanics.de