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Powerfrau mit Poweridee
„Die Idee schlug ein wie eine Bombe!“ so die Zwischenbilanz von Catalina Otto, die vor zwei Jahren mit einem mobilen Tiernotdienst einen bescheidenen Anfang in ihrem Elternhaus in Bad Homburg wagte. Das Konzept des medizinischen 24-Stunden-Heimservices für kranke Vierbeiner hatte Otto im Anschluss an ihr Studium der Veterinärmedizin in Berlin kennengelernt und als Mitarbeiterin von März bis Oktober 2012 erprobt. Als sie feststellte, dass diese Dienstleistung in ihrer Heimat nicht angeboten wird, beschloss sie, einen Versuch zu wagen. Was sie dazu brauchte, war ein Telefon, ein kleines Auto, ihre tierärztliche Grundausstattung und die Kraft, ihr Angebot 24 Stunden am Tag zur Verfügung zu stellen.
Das Telefon stand nicht lange still: Noch im Dezember 2012 leistete Catalina Otto erste Hilfe für ein krankes Katzenbaby. Drei Monate später sah die junge Unternehmerin ein, dass die schnell steigende Nachfrage ohne Hilfe nicht zu bewältigen war und holte sich zunächst eine Aushilfe ins Boot, im August 2013 waren es schon zwei. Wie erklärt sie sich ihren Erfolg? „Es handelt sich um eine organisatorische Lücke zwischen dem niedergelassenen Tierarzt und dem Patientenbesitzer. Tierärzte wie -besitzer sind dankbar, dass jemand die Erstversorgung der kranken Tiere in deren gewohnter Umgebung und zu jeder Tages- und Nachtzeit übernimmt. Die Ärzte können den Heimservice mit bis zu 50 Kilometern Anfahrt rund um die Uhr neben ihrem regulären Praxisbetrieb nicht leisten. Nach getaner Arbeit erhalten sie von mir einen Behandlungsbericht und können die Tiere regulär in ihrer Praxis weiterbehandeln.“
Ein Jahr nach der Gründung kontaktierte Catalina Otto die Frankfurter Unternehmensberaterin Catarina Haak, denn die schnell wachsende Organisation verlangte nach professionellen Strukturen. Außerdem musste ein Businessplan her, denn die Unternehmerin wollte einen Kredit zur Finanzierung ihrer Betriebserweiterung beantragen. „Frau Otto ist eine Powerfrau, die ihres Gleichen sucht“, schwärmt Haak.
Mit dem Businessplan in der Hand war schnell ein Finanzierungskonstrukt gefunden: Hans-Otto Elbert, Direktor der Taunus-Sparkasse und zuständig für Freie und Heilberufe, der von Ottos Persönlichkeit, ihrem Konzept und ihrer Eignung überzeugt war, schlug vor, den Kredit über das Programm Bürgschaft ohne Bank (BoB) der Bürgschaftsbank Hessen (BB-H) abzusichern und regte ein Gespräch mit Georg Schmidt von der BB-H, zuständig für neue Bürgschaften und Garantien, an. Über BoB können Unternehmer mit einem überzeugenden Konzept direkt von der Bürgschaftsbank eine erstklassige Sicherheit erhalten, mit der sie sich bei einer Bank ihrer Wahl um einen Kredit bemühen können. Obschon in dem vorliegenden Fall eine Bank bereits im Spiel war, bot das Programm BoB die geeigneten Strukturen für eine schnelle Realisierung des Finanzierungskonzepts. „Ich halte BoB für den idealen Antragsweg zur Abwicklung von Finanzierungen mittlerer Größe“, so Elbert. Mit der Bürgschaftszusage der Bürgschaftsbank konnte dann kurzfristig die Finanzierung über die Taunus-Sparkasse erfolgen.
Die Achillesferse von Ottos Geschäftsidee ist nicht die Akquise der Aufträge, sondern deren Bewältigung: „Es ist schwierig, Tierärzte und -ärztinnen zu gewinnen, die für diese sehr stressige Arbeit längere Zeit zur Verfügung stehen“, so Otto. Doch auch diese Hürde scheint überwindbar: Otto hat Kontakt mit verschiedenen veterinärmedizinischen Fakultäten aufgenommen. Sie möchte erreichen, dass Doktoranden und Doktorandinnen phasenweise freigestellt werden, um bei ihr zu arbeiten und Erfahrungen zu sammeln.
Im Juli 2014 eröffnete Otto ihre erste Außenstelle in Köln und auch da war der Zuspruch groß: „Mittlerweile haben rund zwanzig Tierärzte ihren Notruf auf mich umgeleitet.“ Ihr Ziel ist, jedes Büro mit zwei parallel fahrenden Autos zu besetzen. Nach Frankfurt und Köln werden sicherlich weitere folgen.