F A L L B E I S P I E L
Kraftvoll zubeißen – made in Hessen
Wer mit dem Chef durchs Unternehmen geht, bekommt einen guten Eindruck vom Zustand im Betrieb. Wer mit Sören Hohlbein durch die Millhouse GmbH geht, spürt, da wird hart gearbeitet, die Menschen wertschätzen einander, ziehen an einem Strang. Im Industriegebiet Hofheim-Wallau hat Hohlbein ein Unternehmen aufgebaut, das die Zahntechnik stark voranbringt. Denn bei Millhouse wird Zahnersatz vollautomatisiert produziert. Kunden sind Zahnlabore, die dadurch in der Lage sind, den starken Kostendruck der Branche auszuhalten. Seit seiner ersten Selbstständigkeit setzt Geschäftsführer Sören Hohlbein dabei immer wieder auf die Unterstützung der Bürgschaftsbank Hessen.
Hohlbein ist ein Macher, einer, der sich lieber selbst die Finger schmutzig macht, als im Anzug am Schreibtisch zu sitzen. Einer, der davon getrieben ist, jeden Prozess immer noch besser zu machen, der als Hobby „ich bin doch hier im Betrieb“ nennt, der ungeduldig ist, dem es nie schnell genug geht – und dessen Begeisterung ansteckt.
Der gelernte Zahntechniker arbeitete einige Jahre bei einem Zahnarzt, bis er die Gelegenheit ergriff, ein Labor zu übernehmen. Das war 2003 und schon damals setzte er auf die Bürgschaftsbank Hessen, um die Finanzierung des Kaufpreises zu besichern. Das Unternehmen wuchs binnen zwei Jahren von vier auf 17 Mitarbeiter – dann kam die Gesundheitsreform: „Wir hatten von heute auf morgen keine Arbeit mehr!“, erinnert sich Hohlbein und die Wucht dieser Erfahrung ist ihm immer noch anzumerken. Harte Einschnitte, Sanierungskurs, dann die rettende Idee: Automatisierung. Im alten Ortskern von Hofheim gründet er die Millhouse GmbH in einem ehemaligen Ladenlokal. Wieder mit Unterstützung der Bürgschaftsbank. „Die Bürgschaftsbank hat mir in der Krise den Kopf gerettet“, erinnert er sich.
Heute beschäftigt Sören Hohlbein mit der Millhouse GmbH, einer IT-Tochter und dem Labor 40 Mitarbeiter. Gerade hat er – mit Unterstützung der Bürgschaftsbank – das Budget einer Entwicklungsabteilung finanziert, Lagerkapazitäten erweitert und erneut Software-Entwicklungen auf den Weg gebracht, außerdem soll die Energieeffizienz der Anlagen weiter optimiert werden. Die Finanzierung all dessen erfolgte über eine stille Beteiligung der Mittelständischen Beteiligungsgesellschaft Hessen (MBG H), die von der Bürgschaftsbank mit einer Garantie unterlegt wurde.
Die Geschäfte, so Hohlbein, liefen hervorragend, die Labore stünden Schlange. Als Dienstleister nimmt Millhouse den Laboren die Arbeit ab. Der Zahnarzt bestellt beim Labor, das Labor lässt die teuren Arbeitsschritte bei Millhouse erledigen – was bis 12 Uhr reinkommt, geht noch am gleichen Tag wieder raus. Das Labor übernimmt dann die letzten zehn Prozent Veredlung. Der Patient bekommt von all dem nichts mit, muss er auch nicht. Neben den geringeren Kosten profitieren alle Beteiligten von der stabilen Qualität in der Fertigung und der Wiederholbarkeit. Wenn eine Krone verloren geht oder der Zahnarzt etwas aufbohren muss, lässt sich das benötigte Teil absolut identisch nachfertigen.
Kleine Industrieroboter fahren auf einer Schiene zwischen den Regalen und den CNC-Fräsmaschinen, aus Rohlingen werden binnen Minuten fertige, bereits konfektionierte Produkte. In die Produktion, so Hohlbein, müssten sie nur noch zum putzen. Der Rest läuft vollautomatisch, gesteuert von selbstentwickelter Software. Dabei ist der rastlose Chef immer auf der Suche nach der nächsten Innovation: Als nächstes kämen Mundscanner, dann müssen Patienten nicht mehr zur Abformung in unangenehme Knete beißen. Und 3D-Drucker? Die Technik ist grundsätzlich da – jedoch genügen Langlebigkeit und chemische Stabilität der Materialien noch nicht Hohlbeins Ansprüchen für den Endanwendereinsatz. Und selbst wenn die Materialien besser sein werden, rechnet er nicht mit kompakten Druckern in kleinen Laboren, sondern weiterhin mit zentralisierter Fertigung, wie die Millhouse sie einsetzt.
Hohlbeins Idee, konsequent zu automatisieren und zu digitalisieren, zahlt sich also aus. So sieht er sich exzellent aufgestellt – und bekommt dies aus der Branche bestätigt: Er erzählt von einem Mitarbeiter, den er aus der Großindustrie abgeworben hatte, um bei ihm die Abläufe zu optimieren. Doch dieser Mitarbeiter fand nichts, was er hätte verbessern können und stellte fest: „Wie wir hier arbeiten, bekommt es nicht einmal die Großindustrie hin!“