Existenzgründer über 50 Jahre sind auch in Deutschland schon lange keine Seltenheit mehr. Während viele Angestellte bereits an die Rente denken, denken immer mehr darüber nach, sich (endlich) selbstständig zu machen. Es ist nie zu spät, seine Träume zu verwirklichen. Auch mit über 50 ist es noch lange nicht zu spät, etwas Eigenes auf die Beine zu stellen. Selbstverständlich ist es für über 50-jährige Existenzgründer nicht immer einfach, aber sie besitzen einige Vorteile gegenüber jüngeren Gründern: zum Beispiel Berufserfahrung, Know-how oder Kontakte sowie ein hohes Maß an Gelassenheit. Und die meisten „späten“ Existenzgründer sind auch noch überaus erfolgreich mit dem, was sie tun.

Zahl der reiferen Existenzgründer nimmt weiterhin zu

Vor dem Hintergrund der anhaltend guten Konjunkturlage ist die Zahl der Existenzgründungen in Deutschland insgesamt rückläufig. Auch die Motive für eine Existenzgründung haben sich geändert. So ist beispielsweise die Zahl der Notgründungen, also einer Existenzgründung aus der (drohenden) Arbeitslosigkeit heraus, deutlich zurückgegangen. In der Rangfolge der Existenzgründer nimmt die Gruppe der 55 bis 64-jährigen derzeit Platz 2 ein. Nur in der Altersgruppe der 25 bis 34-jähringen wird öfter gegründet.

Nach den Zahlen des Statistischen Bundesamtes ist die Mehrheit der Deutschen zwischen 40 und 59 Jahre alt. Damit kommt der demografische Wandel als wesentlicher Faktor im Bereich der Existenzgründer 50+ hinzu. Und auch die weiter steigende Lebenserwartung trägt dazu bei, dass immer ältere Menschen den Schritt in die Selbstständigkeit wagen.

Motive für die Existenzgründer 50+

Vor dem Hintergrund der steigenden Lebenswartung, sind die meisten Menschen in ihrer zweiten Lebenshälfte heutzutage wesentlich gesünder und fitter als noch vor ein paar Jahren. Viele stecken mit Anfang 50 noch mitten im Berufsleben. Die Gründe für eine Existenzgründung in der Lebensmitte sind daher so mannigfaltig wie bei der Gruppe der jüngeren Gründer.

  • Sein eigener Chef sein: Dieses Motiv teilen viele Existenzgründer jeden Alters – insbesondere nach jahrelanger Anstellung. Freiheit und unabhängig Entscheidungen treffen zu können und dabei die berufliche und gesellschaftliche Stellung beizubehalten ist vor allem für die älteren Gründer sehr wichtig.
  • Selbstverwirklichung: Bei älteren Existenzgründern ist dieser Wunsch sehr häufig anzutreffen. Nachdem die Kinder (fast) aus dem Haus sind und damit die familiären Verpflichtungen wesentlich geringer werden, wollen viele noch einmal etwas Neues ausprobieren. Hinzu kommen vielfach berufliche Herausforderungen, vor allem wenn die beruflichen Aufstiegschancen im angestammten Beruf ausgereizt sind. Der Wunsch etwas zu schaffen und etwas zur Gesellschaft beizutragen steht für ältere Existenzgründer weit vor monetären Gründen.
  • Weitergabe der eigenen Erfahrungen: Es ist nicht zu leugnen, dass ältere Gründer in der Regel über eine Menge Lebenserfahrung verfügen. Der Wunsch, berufliches Wissen weiterzugeben, ist bei vielen 50+ Gründern hoch. Auch in diesem Zusammenhang stehen gesellschaftliche Ziele oft höher als wirtschaftliche.
  • Einkommen aufbessern: Zwar ist das Motiv Geld für viele Gründer über 50 nicht das entscheidende Hauptmotiv für eine Existenzgründung, trotzdem spielt es wie bei jüngeren natürlich auch eine Rolle. Mit der Selbstständigkeit soll natürlich ein Einkommen generiert werden, von dem man leben kann.
  • Gründen aus der Arbeitslosigkeit: Grundsätzlich ist die Zahl der Existenzgründungen aus der Arbeitslosigkeit heraus rückläufig. Die Langzeitarbeitslosigkeit unter den Arbeitnehmern ab 50 aufwärts ist jedoch nach wie vor hoch. Für viele ist daher die Selbstständigkeit ein Ausweg aus der (Langzeit-)Arbeitslosigkeit heraus. Auch für Frauen ist die Selbstständigkeit nach einer längeren Familienpause eine attraktive Alternative. Für diese Gruppen bietet die Existenzgründung eine gute Möglichkeit wieder in Arbeits- und Sozialleben zurück zu kehren.

Was von einer Existenzgründung abhält

Trotz der vielen guten Gründe für eine Selbstständigkeit trauen sich doch die viele Menschen mit Anfang 50 den Neustart nicht mehr zu. Zu hoch erscheinen ihnen die Hürden und Risiken in dem Alter noch einmal ganz von vorne zu beginnen. Wie auch junge so sollten sich auch ältere Existenzgründer vor dem Schritt in die Selbstständigkeit mit mögliches Problemen und Risiken auseinandersetzen.

Vor allem die Angst zu scheitern und die Angst etwas Neues zu wagen hält die meisten Menschen davon ab, ihre Geschäftsidee umzusetzen. Hinzu kommt ein Lebensstandard, den man mittlerweile erworben hat und auf den man nicht mehr verzichten möchte. Die Furcht vor dem Scheitern geht oftmals mit der Befürchtung einher, das angesparte Eigenkapital zu riskieren und die Rente zu schmälern.

Die Gründung einer Selbstständigkeit geht oft mit einer hohen geistigen und körperlichen Belastung einher. Selbst wenn die heutige Genration der über 50-jährigen heute wesentlich fitter und gesünder ist, lässt sich eine Prognose, ob dies auch so in den kommenden zehn Jahren so bleibt, nicht mit Sicherheit abgeben. Viele ältere Menschen fürchten den Herausforderungen, die mit der Gründung eines Unternehmens einhergehen, nicht gewachsen zu sein.

Ein weiteres Problem ist, dass das Bild von einem Existenzgründer nicht das Bild eines Menschen über 50 Jahre ist. In der Gesellschaft herrscht ein anderes Bild vor. Daher stoßen ältere Existenzgründer meist auf mehr Skepsis und Kopfschütteln als jüngere. Auch die Zweifel in der eigenen Familie, bei Verwandten, Bekannten und Freunden werden mit zunehmendem Alter größer.

Die meisten Unternehmen generieren heute ihre Kunden über das Internet. Unternehmen, die diese Möglichkeit nicht wahrnehmen, haben es deutlich schwieriger an Kunden zu kommen. Ältere Gründer sollten daher unbedingt die Bereitschaft mitbringen, sich mit der modernen Technik und Möglichkeiten vertraut zu machen und auch ihre vorhandenen kaufmännischen Fähigkeiten auf den neuesten Stand zu bringen.

Besonders schwer fällt bei Existenzgründern über 50 Jahre die Schwierigkeit, die benötigten Fiananzmittel aufzutreiben. Durchschnittlich ist der Kapitalbedarf bei älteren Gründern zwar geringer, da die meisten über mehr Eigenkapital als jüngere Gründer verfügen. Allerdings haben ältere besonders große Schwierigkeiten Fremdkapital bei einer Bank zu erhalten. Für viele Banken lohnt es sich schlichtweg nicht den geringen Bedarf an Fremdkapital zu finanzieren. Der Prüfungsaufwand ist oftmals höher als die Gewinnmarge. Außerdem befürchten viele Banken, dass sie das geliehene Kapital nicht mehr rechtzeitig zurück bekommen. Die Gefahr eines krankheitsbedingten Ausfalls ist bei älteren Kreditnehmern potentiell höher als bei jüngeren. Bürgschaftsbanken wie die Bürgschaftsbank Hessen könnten hier dagegen mit ihren Angeboten helfen, die benötigten Sicherheiten zur Verfügung zu stellen.

Im zweitenTeil wird es darum gehen, welche Vorteile ältere Existenzgründer gegenüber jüngeren haben und worauf Gründer ab 50+ achten sollten.